Bora Bora statt Schützenhofstadion
Veröffentlicht von BSC-Redaktion HD am
Bora Bora statt Schützenhofstadion
Wenn der Bremervörder SC am 5. August in Zeven in die Punktspielsaison 2022/23 startet, wird ein Spieler nicht auf dem Platz stehen: Pascal Steingröver. Der 29-Jährige wird seine Fußbalschuhe am 1. August in den Schrank stellen und dem Kreisligisten für längere Zeit nicht zur Verfügung stehen. Der bisherige Kapitän geht auf Weltreise – gemeinsam mit seiner Freundin Romina Sorge.
Der Name Pascal Steingröver steht beim BSC für Zuverlässigkeit und Identifikation. Kein anderer Spieler hat für den Kreisligisten in den vergangenen zwölf Jahren so viele Spiele absolviert und Tore erzielt wie der Offensivmann. Regelmäßig holte er sich die interne Torjägerkanone und war auch in der Liga-Liste ganz weit vorn zu finden. In der abgelaufenen Serie brachte er es auf 16 Treffer. Bis auf zwei Verletzungen, als er für mehrere Monate pausieren musste, stand „Pasi“ fast immer von der ersten Minute bis zum Abpfiff auf dem Platz. Und außerhalb des Spielfeldes engagiert er sich für die Mannschaft und den Verein. Seit der G-Jugend spielt Steingröver für den Bremervörder SC, hat in der gesamten Zeit nur eine einzige Rote Karte gesehen („Das war mit 18“) und ist den GrünRoten – abgesehen von einem halben Jahr bei Ahlerstedt/Ottendorf – stets treu geblieben. Jetzt aber muss sich der Bremervörder SC daran gewöhnen, ohne seinen Kapitän auszukommen, der seit 2018 die Binde trägt. Doch das gilt auch andersrum: Pascal Steingröver muss sich daran gewöhnen, ohne seinen BSC auszukommen. „Das war anfangs schon eine gewisse Überwindung und ein komisches Gefühl, alles Vertraute hinter sich zu lassen“, sagt der 29-jährige selbstständige Immobilienmakler für Kapitalanlagen. Und das gilt natürlich nicht nur für den Fußball, denn er hat vor einigen Monaten auch seine Wohnung gekündigt und lebt bis zum Abflug am 1. August bei seinen Eltern. „Es gibt nur groben Plan“ Mit der Weltreise wollen sich er und seine Freundin Romina, die als Grundschullehrerin arbeitet, einen lang gehegten Wunsch erfüllen. Das Paar, das seit fünf Jahren zusammen ist, hat in den vergangenen 18 Monaten einiges an Geld zurückgelegt, um entspannt starten zu können. Auf ihrer Route, die zunächst nach Vancouver in Kanada führt, stehen unter anderem Bora Bora im Südpazifik, Hawaii, Mittelamerika und wahrscheinlich auch Südostasien. Bis ins Detail ist die Reise aber nicht durchgeplant. „Es gibt nur einen groben Plan“, sagt Steingröver. Das gilt auch für die zeitliche Länge der Reise, auch wenn sich seine Fußballkollegen und Trainer Tobias Wilkens natürlich wünschen, dass ihr Kapitän zur Rückrunde im März wieder gegen den Ball tritt. „Grob ein halbes Jahr wird es wohl werden. Aber das Leben spielt ja manchmal ganz anders als geplant. Wir sind letztlich komplett flexibel und offen“, berichtet Steingröver, der seinen Job in Form eines IPad dabei haben wird, um seinen Firmenkollegen Kevin Willaschek, der im Büro in Fahrendahl die Stellung hält, von unterwegs unterstützen zu können. Das Immobiliengeschäft funktioniere heutzutage auch online. Die Arbeit soll allerdings in den nächsten Monaten nur im Ausnahmefall eine Rolle spielen. „Ich möchte neue Kulturen, neue Menschen kennenlernen und vielleicht auch andere Denkansätze. Wir sind voller Vorfreude und sehr gespannt“, sagt Steingröver.
Und was sagen die Fußball-Kollegen zu seiner Reise? „Tobi war im vergangenen Winter einer der Ersten, die Bescheid wussten. Er hat absolut Verständnis für mich“, sagt der 29-Jährige zur Reaktion seines Trainers, dem er vor seinem „Abflug“ noch ein dickes Kompliment macht: „Für mich der kompletteste und beste Trainer, den ich hatte“. Und wer bitte schießt jetzt bis zu seiner Rückkehr die Elfmeter? „Wahrscheinlich werden sich die Jungs daran gewöhnen müssen, dass mal einer nicht reingeht“, sagt Pascal Steingröver mit breitem Grinsen. Er glaubt, dass seine Mannschaft auch ohne ihren Strafstoßspezialisten, der in den vergangenen Jahren vom Punkt nur ganz selten einen Fehlschuss fabriziert und viele Strafstöße selbst herausgeholt hat, weit oben in der Kreisliga-Tabelle zu finden sein wird.
Artikel und Foto: Michael Brinkmann, Bremervörder Zeitung vom 15.07.2022