„Sie ist einfach Gold wert für uns!“

Exotin im Männerfußball: Inge Hincke ist bei den Fußballern des Bremervörder SC die gute Fee mit klaren Ansagen

Der Kreisligist Bremervörder SC kann sich glücklich schätzen. Mit Inge Hincke hat der Fußballclub eine Frau in seinen Reihen, die mehr ist als nur eine Betreuerin. Seit mittlerweile sechs Jahren kümmert sie sich mit großem Engagement um viele Belange der ersten Herrenmannschaft und hat mit ihrem Wirken für eine gewisse Aufbruchstimmung gesorgt. Administrativ ist der aktuelle Tabellenzweite somit schon einmal gut aufgestellt und kann sich ganz dem sportlichen Ziel Meisterschaft und BezirksligaAufstieg widmen.

Der Terminkalender der Abteilungsleiterin bei der ortsansässigen Steuerberatungsgesellschaft wetreu Bremervörde, Real Treuhand KG ist stets rappelvoll und eng getaktet. Dennoch gelingt es der Bremervörderin, eine Vielzahl initiierter Aufgaben für den Fußball-Spieltag abzuwickeln. Dafür bringt sie sich mit viel Herzblut ein, hat einen klaren Plan, was die Truppe benötigt. „In meinem stressigen Job ist das ein sehr guter Ausgleich, da kann ich super abschalten. Doch ich investiere schon eine Menge Zeit, um meine To-do-Liste abzuarbeiten. Denn bereits am Tag vor dem Spiel beginne ich mit den Vorbereitungen“, berichtet Inge Hincke, die über eine Nachfrage aus der Mannschaft zu ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit kam. Da Sohn Lukas seit langem zu den BSC-Leistungsträgern zählt, musste sie nicht lange überlegen, ehe sie zuzusagte.

Neue Strukturen im Verein und in der Mannschaft

„In der Anfangszeit hat Jürgen Behrendt mich unterstützt und Hilfestellungen geleistet, die ich auch gebraucht habe, weil die Mannschaft administrativ noch nicht gut aufgestellt war und alles recht chaotisch war. Da hat es schon mehr als eine Saison gedauert, um richtige Struktur reinzubringen“, unterstreicht Hincke.

Doch alles, was sie initiierte, hatte Hand und Fuß und wurde zur Bereicherung für das Team. Daher ist es nicht verwunderlich, dass BSC-Vorsitzender Udo Engelke längst zum großen Fan der Vorzeige-Betreuerin geworden ist. „Inge hat ein gutes Gespür, um richtige und wichtige Impulse zu setzen. Sie brennt für das Team und den BSC. Es ist ihr in Perfektion gelungen, den Jungs klar zu machen, dass alles ein Geben und Nehmen ist“, betont Engelke, der nachschiebt. „Inge ist ein Schatz für den Verein.“

In der Tat verfolgt sie einen pragmatischen Weg, macht klare Ansagen und zieht Vorgaben knallhart durch. So brachte sie gemeinsam mit dem Trainerteam monatliche Dienstpläne auf den Weg, in denen die Mannschaft in die Pflicht genommen wird, Aufgaben zu erledigen. Und wenn nur halbe Sachen gemacht werden, kommt der interne „Strafenkatalog“ ins Spiel – und das kann teuer werden

„Es ist schon beeindruckend, was Inge in ihrer Amtszeit alles aufgebaut und für uns auf den Weg gebracht hat. Wir mussten uns zunächst erheblich umstellen, doch ihr unermüdliches Engagement kommt längst bei allen super an“, lobt Marvin Brünjes. Und der Abwehrchef plaudert auch ein wenig aus dem Nähkästchen. „Wir haben unsere eigene Kabine, und die gilt es in Schuss zu halten. Das war nicht immer so, für einige Spieler waren das Neuland und Herausforderung“, berichtet Marvin Brünjes. „Die eingeteilte Gruppe muss unter anderem in bestimmten Intervallen die Fenster, Türen und halt die Räumlichkeiten putzen. Dazu hat Inge uns eingewiesen und gezeigt, wie klassisch gefeudelt wird. Da haben einige Spieler halt dumm aus der Wäsche geschaut. Sie hält alle auf Trab, ist dabei aber herzlich und hat für jeden ein offenes Ohr“, betont Brünjes.

Und wenn sie mal keine Zeit hat für das Team, werde sie vermisst. „Inge ist wie eine Mutti zu uns. Wir können nicht ohne sie. Auf der anderen Seite freut sie sich aber auch, dass sie uns hat“, so Marvin Brünjes. Das gesamte Team wertschätze das große Engagement seiner Betreuerin.

Ein Aufgabenbereich umfasst das Führen der Mannschaftskasse, die Budgetplanung und -Verwaltung, damit immer genug Geld für Einkäufe und Feiern vorhanden ist, sowie die Organisation der Teamausstattung. Zudem kümmert sich Inge Hincke um die Trikots, die Eisbox, die Erste-Hilfe-Tasche oder stellt frisch zubereitetes Obst, Müsliriegel, Getränke, Kaffee und Tee zu jedem Spiel bereit. „Das befördere ich alles in meinem Auto und weiß, dass wirklich alle Dinge an Bord sind“, erzählt Inge Hincke, die sich gerne mit Coach Tobias Wilkens austauscht.

„Es geht dabei nicht um das Spiel oder eine Strategie, sondern eher um interne Dinge, die ihm auf dem Herzen liegen. Da bin ich auch dann schon mal die Mutter Theresa“, berichtet die Betreuerin mit einem Augenzwinkern. Und sie freut sich, dass die Harmonie stimmt und ein gutes Miteinander herrscht. „Die Jungs sind zum Teil recht eng verbandelt, treffen sich regelmäßig auch privat und unternehmen viel“, so Hincke.

Und was sagt sie zur Meisterschaftsfrage? „Der Kader hat eine gute Mischung, ist stabiler geworden, und fußballerisch lässt sich einiges bewegen. Doch es darf nicht viele Ausfälle geben. Ich hoffe, dass sich die Truppe den Traum vom Aufstieg erfüllen kann. Das hat sie einfach verdient“, sagt Hincke, die ihre Aufregung während der Spiele nicht ablegen kann. „Da habe ich Herzrasen und kann einfach nicht still sitzen.“

Von ihrem Engagement profitiert auch Tobias Wilkens. Der Coach kann sich voll auf seinen Job konzentrieren und hat längst keine Nebenkriegsschauplätze mehr. „Inge hat hier eine Menge bewegt und betreibt jede Woche einen hohen zeitlichen Aufwand für das Team. Das gibt es heutzutage immer weniger. Daher genießt sie im Umfeld ein hohes Ansehen. Sie ist einfach Gold wert für uns!“

Quelle: Bremervörder Zeitung, 09.12.2023